Herbertz Campingbeil 616400

Meine Bewertung:

Testbericht zum Camping-Beil von Herbertz

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Das Teil wird als Campingbeil beworben, und bei dem günstigen Preis – dachte ich  – kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Das Beil besteht aus einem Stück 420er Stahl in Full-Tang-Bauweise, der  Stahl geht also durch den kompletten Griff. Das erhöht neben der Stabilität in diesem Fall auch die Handlage.

Die Micarta-Griffschalen schließen schön mit dem Stahlschaft ab, da sie anscheinend erst nach der Montage passgenau zugeschliffen wurden. Beim Schliff waren aber dummerweise auch schon die Sechskant-Schrauben montiert, die somit teilweise recht stark an Kopf verloren haben. Dies könnte das Herunterschrauben der Griffschalen etwas erschweren, da der Imbus so nicht mehr viel Fleisch zum Greifen hat. Wenigstens fühlt sich so nun alles recht rund an, keine Ecken und Kanten, daher kann das Beil auch bequem ohne Handschuhe verwendet werden. Am Griffende befindet sich auch noch ein Loch für einen Fangriemen, dieses ist aber so schmal, dass es eher nur für modische Lanyards geeignet ist.

Die Kopfscheide ist einfachst aus Nylon hergestellt und hat eine ca. 6,5 cm breite Trageschlaufe. Zwei Druckknöpfe – welche sogar einen Kunststoffaufsatz als Kratzschutz auf der Innenseite haben – halten die Klinge mit ein wenig Spiel sicher in der Scheide. Ein versehentliches Herausrutschen ist somit eigentlich unmöglich, außer die Nylonscheide löst sich auf, was bei der billigen Machart irgendwann jedoch nicht auszuschließen ist.

Das Beil hat im Hals zwei Ausbrüche, damit der Schwerpunkt nicht zu weit oben liegt. Hiermit können natürlich auch passende Schrauben gelöst werden. Da es als Campingbeil ausgelegt – und somit nicht für schwerere Arbeiten gedacht ist – ist es recht ausgewogen und hätte als universel einsetzbar konzipiert werden sollen. Oben am Kopf befindet sich noch eine zusätzliche 2cm breite Schneide, welche als Meißel oder Stechbeitel beispielsweise zum heraushebeln von Nägel verwendet werden kann.

Eine Verbreiterung am Beil-Rücken – die als einfacher Hammerersatz zum Einschlagen von Zelt-Herringen dienen könnte – sucht man leider vergebens, hier muss man mit der 4 mm Breite schon eine ruhige Hand haben und gut treffen können. Durch die gewölbte Griffform lässt sich das Beil aber umgedreht sowieso nicht besonders gut halten, somit wäre die Verletzungsgefahr beim Hämmern wohl auch zu hoch.

Aber kommen wir zum größten Schwachpunkt: Der Stahl. Die Firma Herbertz verwendet hier – wie leider bei den meisten ihrer anderen Low End Produkten auch – den AISI 420er (auch als X46Cr13 oder 1.4034 bekannt). Dieser ist leider weder Hart noch Schnittbeständig, dafür aber doch recht Rost-resistent (Das Beil hängt seit einigen Jahren bei mir im eher feuchten Keller, und hat keine Rostspuren). Die Härte vom 420er wird mit 50 bis 56 HRC angegeben, und dieses Beil ist wohl eher im unteren Bereich anzusiedeln.

Praxistest:

Kleine Aste/Stöcke hacken und anspitzen geht recht problemlos, beim Holzspalten wird’s aber schon eng. Als Spaltaxt ist das Beil so nicht zu verwenden, dafür ist es einfach zu schmal, zu leicht, zu kurz und hat nicht die richtige Form. Im Bushcarfting-Stil mit einem zusätzlichen Holz als Hammer geht dann schon, aber da nimmt man doch lieber gleich ein gescheites Messer.

Ich habe mich dann an einem etwas größeren Baumstamm versucht, und siehe da, hier hat sich dann der Einsatz des weichen 420er Stahls gerächt: auf der gesamten Schneide sind mehrere kleine Dellen entstanden, fast gleichmäßig wellig! Das habe ich so noch bei keiner Axt/Beil gesehen. Die Dellen sind zwar so klein, dass sie nicht funktionsbeeinträchtigend sind, aber man kann sich ausmalen, wie es ausschaut, wenn man etwas mehr Hartholz kleinmachen muss.

Fazit:

Als gelegentlich eingesetztes Campingtool, um mal ein wenig trockenes Holz zu zerkleinern und zum Spitzen/Hacken von einigen Zentimeter dicken Ästen ist das Herbertz Beil schon zu gebrauchen, das Fehlen einer Hammerfläche tut in dem Fall aber schon fast weh. Braucht man jedoch öfters ein Beil, dann würde ich auf jeden Fall ein höherwertiges Produkt wie z.B. das Gränsfors® Handbeil (80-90 €) oder die Fiskars Campingaxt X5 (30-35 €) empfehlen.

 

 

Gesamtlänge: 27,5 cm
Klingenlänge: 10,7 cm
Grifflänge: 14,0 cm
Gewicht: 416 g (480 mit Scheide)
Klingenstärke:  4 mm
Klingenmaterial: Aisi 420
Griffmaterial: Micarta

Empfohlener Verkaufspreis: € 32,90

Bezugsquellen: Ebay

 

Meine Bewertung:

Verarbeitung:
Design:
Preis-Leistung:
Durchschnitt:

 

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